Fruchtbarkeitsstörungen,
Ursachen bei Böcken:
Besonders bei sehr großen Böcken wird häufiger eine Sterilität festgestellt.
Der Geschlechtstrieb kann verringert sein bei Böcken die älter als 1 Jahr sind und erst in diesem Alter erstmals zur Zucht eingesetzt werden. Das beste Alter für den ersten Zuchteinsatz liegt für Böcke bei 5-- 6 Monaten. Werden die Böckchen zu jung zur Zucht zugelassen, besteht die Gefahr, daß besonders aggressive Weibchen einem Jungbock psychisch so stark zusetzen, daß er jegliches Selbstvertrauen verliert und dem anderen Geschlecht gegenüber eine bleibende Scheu entwickelt.
Häufiger Ausstellungsstreß kann zu Fruchtbarkeitsstörungen führen, diese sind jedoch meist reversibel.
Durchgemachte Entzündungen der Genitalien mit anschließender Sterilität.

Fehlen der Hornspitzen oder ungleiche Länge beider Hornspitzen (*prongs) am Penis bzw. an der Eichelspitze kann zu Sterilität führen.
(*Quelle: V.C.G.Richardson, Diseases of Domestic Guinea Pigs, Blackwell-Verl.,1992)

Ursachen bei Säuen:
Angeborene Unfruchtbarkeit.
Vorübergehende Unfruchtbarkeit bei Säuen in schlechter Kondition bzw. bei Untergewicht. Durch Verbesserung der Kondition,kann diese Ursache wieder behoben werden. Am günstigsten wirkt es sich aus, wenn die Würfe für die Zeit geplant sind, in der eine maximale Verfügbarkeit an Grünfutterangebot besteht, d.h. die beste Zeit für Würfe liegt zwischen März und September, die beste Zeit für Verpaarungen im Januar. Jeder Sau sollte nach einem Wurf eine Mindestzuchtpause von 4 Wochen zur Erholung eingeräumt werden. Insgesamt sollte eine Sau nicht mehr als 2-3 Würfe im Jahr haben.
Übergewicht durch zu lange Zuchtpausen und unangemessene Futterrationen. Bei Weibchen die rasch zu übergewicht neigen, kann eine einmalige Nachbelegung manchmal günstig sein.
Eierstockzysten können mit zunehmendem Wachstum zu Fruchbarkeitsstörungen und Sterilität führen.
Nach Blasenentzündungen kann bei Säuen eine Sterilität eintreten.
Fehl- und Frühgeburten können zu Fruchtbarkeitsstörungen führen.
Einige Säue stellen den Zyklus plötzlich ein, wenn sie ein Alter von 3 - 5 Jahren erreicht haben.
Gebärmutterentzündungen durch Keimbesiedelung können ebenfalls Unfruchtbarkeit auslösen.

Ursachen bei Böcken und Säuen:
Vitamin-E-Mangel führt besonders bei Böcken zu Unfruchtbarkeit. Gelegentliche Zufuhr von etwas Weizenkeimöl (oder Sonnenblumenkernen) ins Futter, kann aufgrund des hohen Gehaltes an Vitamin-E helfen vorzubeugen.
Bei Mangel an (gutem) Heuangebot wurde ein Rückgang der Zuchtleistung beobachtet.
Fruchtbarkeitsstörungen zeigen sich auch bei zu hohen Umwelttemperaturen, besonders in heißen Sommermonaten.
Die optimale Raumtemperatur liegt bei 18 - 22 °C.
Die optimale Luftfeuchtigkeit bei 45 - 65 %.
Unzureichendes Licht in Zuchtställen, bzw. unzulängliche Beleuchtung und Verkürzung der Tageslichtdauer. Optimal sind 10-12 Stunden Licht / Tag. Der Hormonzyklus der Säue ist abhängig vom Tag / Nachtrythmus, die Informationen werden durch Nervensignale im Auge + durch den entsprechenden Lichteinfall gesteuert und beeinflußt. Sind die Ställe zu lichtarm, wird die Hormonfreigabe im Körper ungenügend stimuliert, so daß kein Ei-sprung erfolgen kann. Böcke sind keinem Zyklus unterworfen, ihre Hormonlage bleibt stets konstant, trotzdem spielen auch bei ihnen die Umweltfaktoren eine große Rolle für den Geschlechtstrieb, so daß eben erwähntes für sie gleichermaßen Gültigkeit besitzt.
Die Veranlagung bei Böcken, nur selten erfolgreich zu decken oder bei Säuen, die nur schwer aufnehmen, kann sich an deren Nachwuchs vererben. Hier sollte man sich überlegen, ob man mit solchen Meerschweinchen weiter züchtet.
Quellennachweis: Diseases of Domestic Guinea Pigs, V.C.G. Richardson, Blackwell Scientific Publications. 1992.

Fruchtwasser, abgegangen vor Geburt,
Falls ein Weibchen vorzeitig Fruchtwasser verliert, kann ein sehr ernstes Gesundheitsproblem vorliegen, noch bevor das Weibchen irgendwelche Krankheitssymptome zeigt. Ursachen für einen vorzeitigen Blasensprung sind meist infektbedingt, d.h.Früchte, Eihäute, Mutterkuchen und Gebärmutter können infiziert sein. Die Gefahr, das die betroffenen Früchte absterben und das Weibchen plötzlich schwer erkranken kann, ist recht groß. Der Verlust des Fruchtwassers kann auch eine einsetzende Geburt erschweren, da die Geburtswege dadurch zu trocken werden. Das Weibchen gut beobachten + täglich wiegen. Sollten keine Kindsbewegungen mehr fühlbar sein oder Unwohlsein eintreten, sofort zum Tierarzt!

Frühgeburt,
Babys werden tot oder lebend geboren, noch bevor sie (außerhalb des Mutterleibs) lebensfähig sind. Zu früh geborene Junge haben oft ein wachsartiges Aussehen der Fußsohlen und weiße, weiche Zehennägel, lebende unter ihnen sind sehr zittrig und schwach und zeigen nicht selten auch Lungenprobleme (Lunge noch nicht richtig ausgereift) und fehlenden Saugtrieb. Aufgrund ungenügender Lungenreife kann auch der Schluckakt gestört sein (zugefütterte Milch läuft wieder aus der Nase heraus). Kommt es in den ersten 2 Trächtigkeitsdritteln zu einem Abort, wird dieser häufig gar nicht bemerkt, da die Mütter i.d.R. alles auffressen und meist keine Anzeichen eines verschlechterten Allgemeinbefindens zeigen.
Mögliche Ursachen von Frühgeburten:
Infektionserreger, die im Tierbestand grassieren. Sie können über den Blutweg, Haut,Schleimhäute,Wunden, Verdauungstrakt in den Körper der Mutter eindringen und teils auch durch Passage der Plazentaschranke eine Schädigung oder Abtötung der Früchte herbeiführen. Eine Gebärmutterentzündung kann hier ebenfalls entstehen.
Keimübertragung durch den Deckakt. Die Folgen können eine Gebärmutterentzündung und Entzündung der Mutterkuchen bedeuten. Giftstoffe, wie Schimmelpilzgifte, Giftstoffe von Mikroorganismen (Endotoxine gramneg. Bakterien, z.B. E.Coli), bestimmte Medikamente (u.a. bestimmte Antibiotika oder Chemotherapeutika) . Führt zu Störungen der Mutterkuchenfunktion und damit zu Ernährungsstörungen der Früchte, u.a. auch zu hormonellen Störungen und letztendlich zum Abort. Oder die Medikamente wirken u.U. direkt negativ auf die Feten. Erkrankungen, die mit Fieber einhergehen.
Streß, Futterumstellungen, Umgebungswechsel.
Mithilfe bei der Geburt anderer Säue im selben Stall (fressen von Plazenta, Eihäuten, Fruchtwassergeruch, säugen fremder Babys als auslösende Faktoren)
Häufig ist zu beobachten, daß das Allgemeinbefinden der Mütter bis zum Zeitpunkt des Aborts völlig ungestört ist, die Tiere bis dato gesund erscheinen und erst unmittelbar nach dem Abort plötzlich Fressunlust und Apathie, manchmal auch von leichten Durchfällen begleitet, auftreten. Man erlebt aber auch Fälle, bei denen jegliche sichtbare Gesundheitsstörungen der Mütter gänzlich ausbleiben. Dies trifft in den meisten Fällen auch auf jene Säue zu, die aufgrund dessen verwarfen, weil sie sich während ihrer Tragzeit als "Geburtshelfer" betätigt hatten. In ersterem Fall muß das Weibchen schleunigst zum Tierarzt und benötigt so schnell wie möglich ein Antibiotikum als lebensrettende Maßnahme. Wartet man zu lang, kann das u.U. den Tod des Weibchens bedeuten. Sollte der Züchter bei einen Abort anwesend sein, dann unbedingt darauf achten, daß auch alle Mutterkuchen mit ausgestoßen werden. Die Geburtswege sind bei Frühgeburten i.d.R. noch nicht ausreichend für eine Geburt vorbereitet, sodaß Nachgeburtsverhaltungen möglich sind. Ist es bei einem Weibchen einmal zu einer Frühgeburt gekommen, sollte man es besser aus der Zucht nehmen, da solche Weibchen, nach meinen Erfahrungen, bei weiteren Geburten nicht selten erneut Geburtsprobleme bekamen.


 
Autorin:
Thea PAAR   MFD BD e.V.
E-Mail: the roots@gmx.de
Co-Autorin: Dr.vet.med. Nicole JENTZSCH
Copyright (C) Thea Paar. Alle Rechte vorbehalten.
Aktualisiert: 2002-02-20