Abgestorbene
Babys,
siehe auch Müttersterben
Fühlt man bei Abtasten des Bauches keine Bewegungen der Babys mehr, sollte man
zur Überprüfung, ob noch Herztätigkeit vorhanden ist, einen Ultraschall machen
lassen. Sind alle Früchte abgestorben und die Mutter zeigt ein schlechtes Allgemeinbefinden,
kann man sie nur retten, in dem die Geburt so schnell wie möglich eingeleitet
wird. Wehenmittel können versucht werden, schlagen bei abgestorbenen Früchten
allerdings oft nur unzureichend an, sodaß ein Kaiserschnitt ratsam sein kann,
solange die Kondition der Sau noch einigermaßen stabil ist. Wichtig ist, daß
die Gebärmutter bei einem Kaiserschnitt mit entfernt wird und das Tier anschließend
einen Antibotikaschutz und Flüssigkeit (z.B. Ringerlösung + Amynin als Infusion)
erhält.
Abort, siehe Frühgeburt
Abstammung,
Für die Zucht ist es äußerst ratsam, die Abstammung seiner Zuchttiere so gut
wie möglich zu kennen, um vor Überraschungswürfen weitgehend sicher zu sein,
bzw. um einen besseren Einblick in die genetischen Erbanlagen zu haben. Abstammungsnachweise
bekommt man bei Kauf von Zuchttieren leider nicht immer mit ausgehändigt, so
daß man allein auf die Aussagen des Züchters vertrauen muß, wie lange er die
gewünschte Rasse bereits züchtet und in wie weit seine Linien rein gezogen wurden.
Besonders im Ausland (z.B.England, Holland) werden für Rassemeerschweinchen
nach meinen Erfahrungen nur selten Abstammungsnachweise geschrieben, manchmal
weil die Meerschweinchen in größeren Zuchtgruppen gehalten werden und die Jungtiere
dann nicht immer eindeutig der leibeigenen Mutter zugeordnet werden können.
Man sollte sich hier wenigstens die Zuchtgruppen persönlich ansehen, um sich
von der Qualität der Zucht und der Zuchttiere überzeugen zu können. Manche Meerschweinchen
-Vereine bieten ihren Mitgliedern vereinsseigene Vordrucke von Abstammungsnachweisen
an, die man nutzen kann. Auch die Eintragung eines eigenen Zuchtnamens ist dort
möglich.
Jeder Züchter kann und sollte für seine Nachkommen möglichst Abstammungsnachweise
erstellen, mit folgenden Einträgen:
· Name + Adresse des Züchters
· Züchtername (kann man sich in manchen Vereinen auch eintragen lassen, wenn
man dort Mitglied ist)
· Name des Tieres
· Geschlecht des Tieres
· Geburtsdatum des Tieres
· Rasse + rezessive Trägereigenschaften (z.B. Satin-,Texel-,Teddyträger) des
Tieres
· Farbe + Augenfarbe des Tieres
· Wurfgröße + Geschlechter der Wurfgeschwister (z.B. 2,1 bedeutet: 2 Männchen
, 1 Weibchen waren im Wurf)
· Geburtsgewicht des Tieres
· Ahnen (Elten,Großeltern,Urgroßeltern usw. ... mit genauer Beschreibung)
· Prädikate (Erreichte Plazierungen von Showtieren unter den Ahnen) ...nur wenn
man möchte.
· Angaben über bisherige Erkrankungen oder Würfe
Agalaktie, siehe Milchmangel
Aufzucht,
Jungtiere,
Diese ist recht unproblematisch. Die MS-Mütter bauen kein Nest, aber sie wählen
sich schon ein paar Tage vor ihrer Geburt eine geeignete Wurfecke aus und scharren
sich meist eine kleine Mulde zum werfen. Die Jungen sind Nestflüchter und werden
bereits fertig entwickelt, mit Fell und offenen Augen geboren. Ihre Milchzähne
haben sie schon vor Geburt gegen das bleibende Gebiß gewechselt. Schwächere
Junge verweilen die ersten paar Tage noch in ihrer Wurfecke bei der Mutter,
während kräftige Jungtiere manchmal schon kurz nach ihrer Geburt, auf ungeschickten
Beinen ihren Käfig er-kunden und probieren am Heu zu knabbern. Sie versuchen
von Anfang an alles mit zu fressen und da sie am Anfang eine Art Futterprägung
(kein Prägungsvorgang im Sinne der klassischen Ethologie) durchmachen, soll
man ihnen möglichst viele verschiedene Grün-futtersorten zum Kennenlernen anbieten.
MS-Junge, die nur Möhren und Äpfel kennen, werden sich später schwerer damit
tun, ungewohntes Obst / Gemüse anzunehmen. Die Kleinen sind noch recht unbedarft
darin, Gefahren einzuschätzen, z.B. lassen sie sich aus einer Anhöhe einfach
herunterfallen. Auch das Sozialverhalten in der Gruppe müssen sie erst noch
lernen. Doch auch wenn sie sich frech ins Gewühl stürzen, die älteren Tiere
tragen es mit Fassung und üben Geduld. Nur wenn es ihnen mal zu bunt wird, werden
die Kleinen mit der Schnauze "geboxt", um sie in ihre Schranken zurückzuweisen.
Für Jungtiere ist es sehr wichtig, das Gruppenverhalten zu erlernen, um später
bei Vergesellschaftung mit fremden Artgenossen nicht in Konflikte zu geraten.
Sind 2 oder mehrere Mütter mit Jungen zusammen untergebracht, kann man beobachten,
das sich befreundete Mütter die Brutpflege teilen, indem sie auch fremde Babys
bei sich säugen lassen. Die Väter gehen i.d.R. sehr liebevoll mit ihrem Nachwuchs
um, wes-halb man theoretisch die ganze Familie zusammen lassen könnte. Da aber
die Mütter sofort nach Geburt wieder brünstig werden, muß man die Böcke einige
Tage vor der Geburt herausnehmen, um der Sau eine ange-messene Zuchtpause zu
gönnen, bis sie wieder zu Kräften gekommen ist. Die Jungtiere sollten wenigstens
4 Wochen gesäugt werden, bzw. bis sie ein Gewicht von mindestens 250g. erreicht
haben. Die Jungen sollten nicht früher abgesetzt werden, da die Muttermilch
sehr viele wichtige Stoffe enthält, die dem Aufbau der Darmflora und Abwehrkräften
gegen Krankheiten dienen. Ausnahmen sollte man nur dann machen, wenn die Mutter
z.B. zu stark ausgezehrt erscheint.
Bei weiblichen Jungtieren tritt die Geschlechtsreife im Alter von 4 Wochen ein.
Böcke werden i.d.R. mit 6 - 8 Wochen geschlechtsreif , jedoch gibt es unter
ihnen auch ausgesprochene Frühentwickler, weshalb man sie nicht zu lange bei
Mutter und Schwestern lassen sollte. Jungböckchen kann man direkt nach dem Absetzen
zu ihrem Vater gesellen oder in eine evtl. vorhandene Boygroup integrieren.
Aufzucht,
mutterloser Jungtiere,
Haben Jungtiere tragischerweise ihre Mutter verloren, oder werden von ihr nicht
angenommen, muß rasche Abhilfe geschaffen werden. Zunächst könnte man versuchen,
über einen Tierarzt oder einen Meerschweinchenverein eine Amme ausfindig zu
machen, doch sollten diese Bemühungen scheitern, bleibt nur die Handaufzucht.
Sehr wichtig sind Wärme und Flüssigkeitszufuhr. Babys mit Flüssigkeitsmangel
zeigen oft ein fettig- strähniges Fell. Solange die Jungen noch zu schwach zum
Herumlaufen sind, sollte man sie auf eine Wärmflasche betten. Rotlicht ist auch
geeignet, trocknet aber ziemlich rasch aus, weshalb man es nur in kürzeren Zeit-spannen
einschalten sollte. Solange man noch keine geeignete Ersatznahrung zur Hand
hat, kann man mittels Pipette oder l ml -Spritze etwas lauwarmen Fenchel- -oder
Kamillentee oder ein lauwarmes Wasser / Kondensmilch - Gemisch im Verhältnis
4:1 verabreichen. Damit wird die Verdauung schon mal angeregt und einem drohenden
Flüssigkeitsmangel entgegengewirkt. Keine normale Kuhmilch verwenden! Für die
Aufzucht eignet sich z.B. Katzenaufzuchtmilch in Pulverform, die man
mit warmen Wasser anrührt. Als zusätzliche Energie-quelle kann man noch etwas
Hafer - Schmelzflocken hinein rühren und 2 x täglich 1 Trpf. eines Vitaminpräparates,
welches insbesondere Vit.C und Vit.B- Komplex enthält. Die Mahlzeiten
stets frisch zubereiten. Die Jungen müssen in den ersten 14 Tagen alle 1 - 2Std.
gefüttert werden. Nachts kann man notfalls auf 4 stündliche Gaben ausdehnen.
Die Zufütterung sollte mindestens 3 - 4 Wochen fortgeführt werden, d.h.
solange, bis die Kleinen selbstständig alles ausreichend mitfressen und gut
zunehmen. Sind die Babys 2 Wochen alt und entwickeln sich gut, können die Fütterungsabstände
vergrößert werden auf alle 2 - 3 Std. mit ca. 6 stündiger Nachtruhe. Man kann
den Jungen pro Mahlzeit soviel füttern, bis sie selbst signalisieren, daß sie
satt sind. Die Milch muß langsam eingeflößt werden, damit sie sich nicht verschlucken.
Die Kleinen lernen sehr schnell aus der Spritze zu trinken und sind nachher
regelrecht fixiert darauf. Um die Verdauung und die Ausscheidung anzuregen,
müssen nach jeder Mahlzeit die Bauch- und die Afterregion sanft massiert werden
(z.B. mit einem feuchtwarmen Tuchzipfel). Die Darmflora der Babys muß sich erst
noch aufbauen. Dies geschieht unter normalen Umständen durch die Muttermilch
und durch Aufnahme von Blindarmkot aus dem After der Mutter. Unsere handaufgezogenen
Jungen sind daher anfälliger für Verdauungsstörungen inkl. Blähbauch. Es ist
ratsam, ihnen täglich etwas Kot von gesunden MS aufzulösen und einzugeben, um
ihnen damit wichtige Enzyme für eine gesunde Verdauung + Entwicklung zuzuführen.
Alternativ dazu kann man aber auch eine geeignete Bakterien-suspension vom Tierarzt
besorgen und nach Anweisung eingeben. Sobald die Jungen etwas selbständiger
geworden sind, kann man ver-suchen, ihnen ihre Ersatzmilch aus Schälchen zu
reichen und darin ein Stückchen hartes Brötchen einzuweichen. Die Jungen sollten
nicht allein gehalten werden, sondern immer zu-sammen mit Artgenossen, da sie
so wesentlich schneller lernen alles zu fressen und ihr Sozialverhalten trainiert
wird. Leider gelingt die Handaufzucht nicht immer, besonders dann nicht, wenn
die Jungen bei der Geburt noch zu schwach oder unreif sind, bzw. durch eine
Erkrankung des Muttertieres bereits vorgeschädigt waren. Wenn die Jungen etwas
zu früh geboren wurden oder die Lunge noch nicht voll ausgereift war, kann bei
ihnen der Schluckreflex ge-stört sein u./o. der Saugreflex fehlen. Man kann
bei der Fütterung beobachten, das die verabreichte Milch aus der Nase wieder
heraus-läuft und den Jungen droht Aspiration mit Lungenentzündung. Solche Jungen
sind i.d.R. nicht zu retten, auch wenn sie noch so großen Lebenswillen zeigen.
Ausstellung,
In vielen Ländern, wie z.B. Dänemark, Schweden, Holland, Belgien, Luxemburg,
England, Frankreich, Deutschland, Polen, Australien , Österreich und Schweiz
gibt es bereits Meerschweinchen - Vereine und mit ihnen die Möglichkeit MS auszustellen.
Jedes Land und manchmal auch jeder einzelne Verein hat seinen eigenen Rassestandard
entwickelt . Anhand dieser Standards werden die ausgestellten Haus- und Rassemeerschweinchen
durch geschulte Preis-richter bewertet .
In England und Holland ist die Zucht und Show von Rassemeerschweinchen am ältesten,
so verwundert es nicht, wenn sich die Standards anderer Länder an diese beiden
stark anlehnen. Beide Länder richten nach einem unterschiedlichen Bewertungssystem
und anderer Punkteverteilung .
England arbeitet mit einer Vergleichswertung, d.h. alle MS einer Farbe / Rasse
und Altersgruppe werden auf dem Richtertisch nebeneinander, in kleine Holzboxen
gesetzt, zur Beurteilung ihrer Gesamterscheinung im Vergleich zu den Konkurrenten
. Zusätzlich wird jedes Tier noch einzeln durch Punktvergabe bewertet .
In Holland werden die MS zunächst alle separat voneinander gerichtet. Alle Tiere,
die gleich gut abgeschnitten haben, werden erst danach miteinander verglichen,
um die 3 besten jeder Gruppe heraus zu finden. Ein Hauptrichter, der weder beim
Richten teilnehmen noch selbst ausstellen darf, bestimmt schließlich, welches
von allen erstplazierten Tieren den Titel "Bestes Tier der Show"
verdient . Um ausstellen zu können, muß man meist erst Mitglied in dem jeweiligen
Verein sein. Bevor man sein MS zu einer Ausstellung anmel-det, sollte man sich
bei dem jeweiligen Verein den Rassestandard be-sorgen + darin studieren, um
zu wissen, welche Kriterien für die Bewertung zu erfüllen sind .
Bei der Ausstellungsleitung werden die Meldepapiere angefordert, die Meldegebühren
an den Verein überwiesen und man erhält dafür per Post eine Meldebestätigung
/ Ausstellungsordnung, sowie sonstige Informationen, z.B. was mitzubringen ist
usw.. Käfige, Einstreu und Heu werden i.d.R. gestellt, während Grünfutter, Kraftfutter,
Näpfe, Pflegeutensilien und eine kleine Notapotheke selbst mitgebracht werden
müssen. Man sollte keine scheuen, sondern ausschließlich handzahme Tiere ausstellen,
die bereits etwas Trubel gewohnt sind. Wer seine MS zum ersten mal ausstellt,
kann trotz aller Vorsicht nie vorausahnen, wie es reagiert . Ein Kreislaufmittel
zur Sicherheit mitzunehmen, wäre kein Fehler. Ebenso sollte eine Augensalbe
nicht fehlen, falls sich ein MS an einem Heuhalm verletzt. Sehr wichtig ist
außerdem, keine kranken oder tragenden MS auf eine Show mitzubringen und die
MS sollten möglichst in bestem Pflege- und Konditionszustand sein .
Autorin: Thea PAAR MFD BD e.V. E-Mail: the roots@gmx.de Co-Autorin: Dr.vet.med. Nicole JENTZSCH |
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